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The Walker's Haute Route

Chamonix – Zermatt!

Die Walker’s Haute Route ist das traditionsreichste Alpentrekking.  Der British Alpine Club hat die Route Mitte des 19. Jahrhunderts für seine Mitglieder etabliert als „The High Level Route“. Vom Mont Blanc zum Matterhorn verbindet die Walker’s Haute Route über mehr als 200 km und acht alpine Wanderpässe, vorbei an imposanten Gletschern, türkisblauen Bergseen und mit Blick auf die höchsten Berge der Alpen die beiden Bergsteiger-Metropolen Chamonix und Zermatt. Ein Trekking Abenteuer damals wie heute!

Vom Mont Blanc zum Matterhorn

Von der französischen Bergsteiger-Metropole Chamonix führt die Walker’s Haute Route vor grandioser Kulisse mit Mont Blanc, Aiguille du Midi und Grande Jorasses über den Col de Balme und die Grenze ins Unterwallis in die Schweiz. Das Fenêtre d’Arpette ist ein kleiner Durchschlupf  vor dem mächtigen Glacier du Trient ins Val d’Entremont. Vom mondänen Verbier, mit Blick auf den alles überthronenden Grand Combin, führt die Route weiter durch die einsame Steinwüste Le Grand Désert zum Col de Prafleuri (2987 m), dem höchsten Punkt der Route, und hinunter zum Lac des Dix. In Arolla ist die Hälfte der Strecke zurückgelegt, doch mit dem Col de Tsaté, dem Meid- und Austbordpass folgen drei weitere und nicht minder eindrückliche Übergänge mit atemberaubendem Panorama ins Val d’Anniviers, Turtmann- und Mattertal. Mittlerweile in der deutschsprachigen Schweiz angekommen, führt die Route auf dem Europaweg nach Zermatt mit dem Matterhorn fest im Blick.

Die Strecke lässt sich da und dort mit Bahn, Bus oder Seilbahn etwas abkürzen und bei den meisten Etappen besteht die Möglichkeit, mit leichtem Tagesrucksack zu wandern und das Reisegepäck von Hotel zu Hotel transportieren zu lassen.

Walker's Haute Route Karte - Höhenprofil

Das Fenster von Arpette bietet mächtige Ausblicke und spannende Einblicke

Trient ist ein kleines Nest, das unterhalb des Col de la Forclaz in der Talebene liegt und vor allem durch die wunderschön rosafarbene Kirche, welche prominent auf einem Hügel sitzt, auffällt. Die Etappe durch das Fenêntre d’Arpette beginnt entweder direkt vom Dorf oder vom Pass und führt zuerst gemütlich auf der Höhe der Bisse de Trient entlang.

So ruhig wie das Wasser im seitlichen Kanal fliesst, so bewegt ist dessen Geschichte. Mitte des 19. Jahrhunderts nämlich erhielt Monsieur Maurice Robatel die Genehmigung zum Eisabbau beim Trient Gletscher. Mit Schwarzpulver wurden Eisblöcke vom Gletscher gesprengt. Das Eis wurde zur Kühlung von Vorräten and die umliegenden Hotels und Restaurants geliefert. 1883 schloss sich Monsieur Maurice Robatel mit seinem Schwager Monsieur Claudius Bompard zusammen. Gemeinsam errichteten sie ein Trassee und darauf ein Decauville-Gleis vom Col de la Forclaz bis zum Gletscher. Dies ermöglichte die Kapazität des Abbaus respektive des Abtransports deutlich zu steigern. Nun konnten täglich 20 bis 30'000 kg Eis nach Martigny und von da weiter bis nach Paris geliefert werden. Allerdings erwies sich die Decauville-Spur als zu schwach und der Betrieb musste rund 10 Jahre später eingestellt werden. Erst danach wurde parallel zum Trassee eine Suone errichtet, welche das Wasser vom Gletscher zur Bewässerung auf die Wiesen und Kulturen von Martigny leitet.

Nun ist die Buvette Glacier du Trient erreicht. Hier, wo die Bisse abzweigt, verschwindet übrigens heute deutlich mehr Wasser im Berg und wird dem Lac d’Emosson zugeführt. Und jetzt ist das «Einlaufen» vorbei. Der Pfad steigt und steigt, bis weit oben das Ziel, das Fenêtre d’Arpette erahnt werden kann. Der Blick auf den wild zerfurchten Trient Gletscher entschädigt aber für die Anstrengung. Und dann ist es soweit, der Pass ist erreicht und tatsächlich ist es fast, als würde man durch ein Fenster steigen und so ins nächste Tal gelangen. Es ist ein kleiner Durchschlupf zwischen den Felsen auf 2665 m der Trient mit dem lieblichen Val d’Arpette und Champex-Lac verbindet. Hier in Champex bleibt Zeit, die müden Wanderbeine zu strecken und sich mit einem kühlen Getränk oder einem Bad im See zu erfrischen.

Le Grand Désert

Wer an Wüsten denkt, dem erscheinen wohl zuallererst Bilder unendlicher Sanddünen vor dem geistigen Auge. Doch die Ausprägungen von Wüsten sind äusserst vielfältig: von Sand- zu Kies-, Stein-, Salz- oder Eiswüsten, von kalt zu warm. Per Definition ist eine Wüste ein Ort, welcher keine oder sehr wenig Vegetation aufweist. Wassermangel oder fehlende Wärme sind die Ursachen für Wüstengebiete. Mit Abstand die grösste Wüste ist die Antarktis, gefolgt von der Sahara und der Wüste Gobi. In der Schweiz von Wüsten zu sprechen, erstaunt wohl eher. Aber doch, es gibt sie tatsächlich.

Zwischen dem Val de Bagnes und Val d’Hérémence, versteckt hinter dem Mont Fort und der Rosablanche und hoch über Verbier und Nendaz liegt Le Grand Désert. Eine der einsamsten Etappen der Walker’s Haute Route führt mitten durch dieses abgeschiedene Gebiet. Über den Col de Louvie wird die eindrückliche Grand Désert, die Grosse Wüste, erreicht. Früher war es eine Eisfläche, die sich vom Rosablanche zum Mont Fort und bis weit Richtung Norden erstreckte. Heute hat sich der Gletscher bis auf eine Höhe von 2900 m zurückgezogen. Im Vorfeld des Eisschilds ist eine Steinwüste zurück geblieben mit da und dort kleinen, grünblau schimmernden Gletscherseen. Der Weg schlängelt sich durch diese karge Moränenlandschaft hoch zum Col de Prafleuri (2987 m), dem höchsten Punkt der Walker’s Haute Route. Noch einmal schweift der Blick zurück über die unwirtliche, aber faszinierende Hochfläche, in welcher sich bis heute nur wenige,  genügsame Pionierpflanzen ansiedeln konnten.

Col de Prafleuri

Der Augstbordpass und die Säumer

Gruben zuhinterst im Turtmanntal markiert die Sprachgrenze. Ob Hotel, Restaurant oder Wanderwegschild, jetzt wird Deutsch gesprochen. Der Weg führt vom Weiler hoch, durch lichte Lärchenwälder, über weite Alpweiden immer höher in eine karge Welt aus Stein. Jetzt begleitet einem nur noch der Wind und eine um die nächste Schweissperle tropft von der Stirn bis der knapp 2900 Meter hohe Augstbordpass (2892 m) erreicht ist. Ganz ähnlich musste der Aufstieg für Säumer und Pilger in vergangenen Zeiten gewesen sein. Nur, dass für uns die Anstrengung eine aktive Erholung ist und wir oben angekommen die Ruhe und Einsamkeit und den grandiosen Ausblick geniessen. Denn historisch war der Übergang bereits im Mittelalter und vermutlich noch viel früher von Bedeutung. Für Säumer und Pilger war die Verbindung aus dem Aostatal über den Theodulpass nach Zermatt ins Wallis der direkteste Weg. Je nach Ziel fächerte sich die Route im Mattertal auf und führte entweder talauswärts ins Zentralwallis oder Goms oder eben über den Augstbordpass ins Unterwallis sowie auch ins Berner Oberland. Dass die Art des Reisens damals beschwerlich war, kann man sich leicht vorstellen. Umso angenehmer kommt einem der Abstieg durch das abschüssige Augstbortälli mit leichtem Wanderrucksack vor. Unglaublich wie gegenüber die Schafalp Augstbordstaffel am Hang klebt und imposant, fast schon «nepalisch» ist der Blick auf die mächtige Mischabelgruppe mit Dom und Nadelhorn.

Und auch wenn die Walker’s Haute Route von den Engländern erfunden wurde, waren die Übergänge von Tal zu Tal bereits viel früher bekannt und begangen. Dies bezeugen auch Funde von Holzstücken aus dem Gebiet von Le Grand Désert, welche 3500 Jahre alt und somit der späten Bronzezeit zuzuordnen sind.

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